Die 5 – Finger – Methode
Diese Reflexionsmethode (oder Selbstbeobachtung) ist hilfreich, um über eine bestimmte Erfahrung, ein Ereignis oder ein Thema nachzudenken und daraus Erkenntnisse zu gewinnen. Es hilft, innere Prozesse in Sprache zu fassen und so auch auf eine kognitive Ebene zu heben oder mit anderen zu teilen. Es handelt sich um eine strukturierte Herangehensweise, um Vergangenes zu reflektieren und daraus Schlussfolgerungen für zukünftiges Handeln zu ziehen.
Reflexion bezieht sich auf den Prozess des kritischen Nachdenkens über Erfahrungen. Eine Reflexionsmethode kann verschiedene Tools, Modelle oder Fragestellungen umfassen, die dabei helfen, den Reflexionsprozess zu strukturieren und zu lenken. Sie kann in verschiedenen Bereichen angewendet werden, wie beispielsweise in der persönlichen Entwicklung, im Bildungswesen, im Coaching, in der Psychotherapie oder im beruflichen Kontext.
Die Wahl der Reflexionsmethode hängt oft vom Ziel der Reflexion ab und davon, welche Aspekte oder Fragen berücksichtigt werden sollen. Einige häufig verwendete Reflexionsmethoden umfassen Tagebuchschreiben, Mind Maps, SWOT-Analysen (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken), 5-Warum-Fragen, das Johari-Fenster, die Kubler-Ross-Verlustkurve, die GROW-Methode (Ziel, Realität, Optionen, Willen) und viele andere.
Durch die Anwendung einer Reflexionsmethode können wir tieferes Verständnis gewinnen, persönliches Wachstum fördern, unsere Handlungen und Entscheidungen verbessern und neue Perspektiven entwickeln.
1. Der Daumen
Beim Daumen in der 5-Finger-Reflexion geht es um positive Aspekte und Erfolge. Hier könntest du überlegen:
- Was lief gut während der Erfahrung?
- Welche Ziele habe ich erreicht?
- Was waren die positiven Aspekte der Situation?
- Welche Stärken oder Fähigkeiten habe ich eingesetzt?
- Was hat mir Freude bereitet oder mich motiviert?
2. Der Zeigefinger
Beim Zeigefinger in der 5-Finger-Reflexion geht es um Herausforderungen und Bereiche, auf die du hinweisen möchtest. Du möchtest bestimmte Aspekte betonen oder hervorheben. Hier sind einige mögliche Fragen oder Aussagen, die du in diesem Kontext verwenden könntest:
- Welche spezifischen Herausforderungen sind während der Erfahrung aufgetreten?
- Gibt es bestimmte Bereiche, die verbessert werden müssen?
- Welche Schwierigkeiten oder Hindernisse gab es?
- Gibt es wichtige Punkte, die ich betonen oder aufzeigen möchte?
3. Der „Stinkefinger“
Der Mittelfinger bezieht sich auf die negativen Aspekte oder Dinge, die einem im Kontext des eigenen Mindsets oder der eigenen Einstellung Schwierigkeiten bereiten. Hier sind einige mögliche Fragen oder Aussagen für den Mittelfinger in dieser Interpretation:
- Was hat mir während der Erfahrung Schwierigkeiten bereitet?
- Welche negativen Gedanken oder Überzeugungen sind aufgetaucht?
- Gab es Herausforderungen im Umgang mit bestimmten Emotionen oder Ängsten?
- Welche Denkmuster oder Mindsets haben mich behindert?
- Welche Glaubenssätze oder Überzeugungen könnten überdacht werden?
4. Der Ringfinger
Der Ringfinger kann sich auf die emotionale und sinnliche Ebene beziehen.
- Welche Emotionen haben während der Erfahrung eine Rolle gespielt?
- Welche Gefühle wurden in mir geweckt?
- Gab es sinnliche oder sensorische Erfahrungen, die besonders prägend waren?
- Welche Rolle spielten Intuition oder Bauchgefühl?
- Welche Bedeutung hatte die Erfahrung auf einer tieferen, emotionalen Ebene?
5. Der kleine Finger
Der kleine Finger dient dem Hervorheben eines Details oder eines kleinen Aspekts, der dir während der Erfahrung aufgefallen ist. Hier sind einige mögliche Fragen oder Aussagen für den kleinen Finger:
- Gibt es ein bestimmtes Detail, das mir besonders aufgefallen ist?
- War es ein kleiner Moment oder eine Beobachtung, die meine Aufmerksamkeit erregt hat?
- Gab es eine kleine Geste, ein Wort oder ein Ereignis, das eine besondere Bedeutung hatte?
- Welches Detail hat meine Wahrnehmung oder Sichtweise verändert?
- Was war für mich persönlich das bemerkenswerteste oder interessanteste Detail?
Umsetzung
Wenn Teilnehmer die Methode auf einem Blatt Papier verwenden, können sie die fünf Finger zeichnen und jeweils neben jedem Finger die entsprechende Fragestellung oder Kategorie notieren. Anschließend können sie ihre Gedanken zu jeder Frage aufschreiben oder kleine Stichpunkte festhalten.
Alternativ können die Teilnehmer die Methode auch in einem Zweiergespräch anwenden. Dabei kann eine Person die Fragen nacheinander stellen, während die andere Person ihre Gedanken zu jedem Finger äußert. Diese Art der Interaktion ermöglicht es beiden Teilnehmern, ihre Reflexionen zu teilen und möglicherweise weitere Diskussionen oder Einsichten zu generieren.
Auch draußen, zum Beispiel während einer erlebnispädagogischen Aktion, einem Teambuilding oder einer gestaltpädagogisches Sequenz könnte die Methode eingesetzt werden. Bei der Akademie Gruppe und Bildung nutzen wir die Selbsterfahrung zum Beispiel auf Seminaren in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und Tirol, um unseren Teilnehmer:innen eine Zeit der Nachschau und Reflexion zu schenken.